Von guten Mächten wunderbar geborgen.

 

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

 

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.

 


 

Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

 

Dietrich Bonhoeffer


Was die Kleine kann. Ode an Dich und mich.

Von einem Stein habe ich gelernt, still zu bleiben.
Von einem Fluss habe ich gelernt, in Bewegung zu bleiben.
Von einem fallenden Blatt habe ich gelernt, distanziert zu bleiben.
Von Kindesbeinen an lernte ich, wachsam zu sein.
Von einem Berg habe ich gelernt, standhaft zu bleiben.
Von einem Regentropfen habe ich gelernt, ruhig zu bleiben.
Von einer Raupe habe ich gelernt, geduldig vorwärtszugehen.
Vom Sturm habe ich gelernt, Kraft zu spüren.
Vom Herbstlaub habe ich gelernt, im Wind zu tanzen.
Von einer Muschel habe ich gelernt, mein Inneres zu schützen.
Von einem Baum habe ich gelernt, geerdet zu bleiben.
Von einer Wolke lernte ich, frei zu bleiben.
Von einer Biene habe ich gelernt, den Samen der Eltern aufzunehmen.
Von einer Blüte habe ich gelernt, meine Schönheit zu zeigen.
Im Wald habe ich gelernt, meine Kraft aufzufüllen.
Von einem Schmetterling habe ich gelernt, mich leicht zu fühlen.
Von einer Schneeflocke habe ich gelernt, einzigartig zu bleiben.
Von einer Flamme habe ich gelernt, leidenschaftlich zu bleiben.
Von der Nacht habe ich gelernt, mit allen Sinnen zu empfangen.
Vom See lernte ich, mich den Wellen des Lebens hinzugeben.
Vom Regenbogen lernte ich, dass es eine Verbindung zwischen Himmel und Erde gibt.
Von der Sonne habe ich gelernt, Licht und Wärme zu spenden.
Von den Pflanzen lernte ich, den guten Samen weiterzugeben.
Von den Tieren lernte ich, das Leben zu behüten.

 

Kathrin Reichert